Schweizerisch-schwedischer Nanotechnologie-Workshop

Dank «Science Speed-Dating» zu neuen Projektpartnerschaften

06.02.2009 | MARTINA PETER

In der Empa-Akademie fand am 2./3. Februar 2009 zum ersten Mal ein «Science Speed Dating» statt. Die Methode, um neue zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen, wurde hier erstmals zur Anbahnung wissenschaftlicher Projekte «zweckentfremdet». Am «Swiss-Swedish Nanotechnology Workshop» orteten VertreterInnen aus Wissenschaft und Industrie im Verlauf von zwei Tagen mögliche bilaterale Allianzen und formulierten erste Projektideen zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Nanotechnologie.

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Speed-Dating ist ein Weg, um möglichst «effizient» Flirt- oder Beziehungspartner zu finden. Im Rahmen eines Events finden Begegnungen im Takt der Stoppuhr statt, die genauen Spielregeln folgen. «Die Methode des Speed-Dating müsste sich doch prinzipiell auch für die Anbahnung wissenschaftlicher Projekte nutzen lassen», sagte sich Magnus Ahlström, Director Business Development von SAAB, der mit Gabriele Dobenecker, Leiterin der Abteilung «Marketing, Wissens- und Technologietransfer» an der Empa, zum zweitägigen Nano-Workshop eingeladen hatte. «Unser Ziel war es, die Workshop-Teilnehmenden möglichst zahlreiche schwedisch-schweizerische Allianzen identifizieren zu lassen und sie dazu zu bringen, Ideen zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Nanotechnologie auszuarbeiten.»

Mehr Forschungskooperation

 
  Der schwedische Botschafter in der Schweiz, Per Thöresson, ortete in der Tat Chancen für den Ausbau der bilateralen Forschungskooperation: «Obwohl unsere wirtschaftlichen Strukturen und unsere Kulturen sich recht ähnlich sind», sagte er am ersten Tag des Workshops, «und obwohl Schweizer und Schweden eigentlich naheliegende Partner sind, arbeiten wir in der Realität in Forschung und Entwicklung noch zu wenig miteinander.»
 

Er hoffe, dass der Workshop dies ändere und «auch bereits möglichst viele konkrete Projekte hervorbringt». Zu deren Finanzierung erhielten die an einer Kooperation interessierten ForscherInnen und Industrievertreter von den anwesenden Forschungsförderungsinstitutionen aus beiden Ländern bereits wertvolle Informationen.
Und so lief es ab: Sechs Gruppen mit Forschern von schwedischen Universitäten, oder mit Vertretern von Forschungsinstituten und Unternehmen, sollten sich zu einem Forschungsteam mit Schweizern an einen Tisch setzen und sich und ihre Arbeit kurz vorstellen. «Zum Glück gilt beim Science Speed-Dating nicht der Minutentakt», meinte einer der Teilnehmenden. «Aber zu wissen, dass irgendwann ein Gong ertönt, zwingt einen schon, sich sehr schnell aufs Wesentliche zu konzentrieren.» Nach 45 Minuten klingelte es dann tatsächlich, und die ForscherInnen der Universitäten Lund, Linköping und Uppsala, der Chalmers-Universität in Göteborg, der Königlich Technologischen Hochschule (KTH) in Stockholm, der Forschungsinstitute Swerea und FOI, von SAAB und Volvo Aero verschoben sich zügig zum nächsten Tisch. Dort wartete eine nächste Schweizer Gruppe mit Vertretern der Empa, ETH Zürich, Universität Basel, des Adolphe Merkle Instituts der Universität Freiburg oder des IBM Forschungslabors Zürich. «So, was haben euch die anderen denn «verkaufen» wollen?» scherzte einer der Teilnehmer. Und schon drehten sich die Gespräche in entspannter Atmosphäre um Dünnfilmschichten für Photovoltaik, hybride Solarzellen, Kohlenstoffnanoröhrchen, mögliche Graphenanwendungen, molekulare Elektronik, Nanodrähte usw.


Erfolgreiches «Science Speed-Dating»

 
  «Manche Gruppen konnten sich kaum voneinander trennen», beobachtete Gabriele Dobenecker. «Da schlummert offensichtlich viel Potenzial.» Wie recht sie damit hatte, zeigte sich eindrücklich in der Schlussrunde, als die wichtigsten Ideen im Plenum vorgestellt wurden. Magnus Ahlström ergänzte: «Alle Gruppen haben in ihren sechs Gesprächsrunden mindestens bei vier Gruppen der «Gegenseite» Synergien entdeckt und gemeinsam Projektideen entwickelt.»
 
In einem nächsten Schritt gälte es, die vielen Projektvorschläge thematisch zu bündeln, so Empa-Direktor Louis Schlapbach. «Der Anlass hat gezeigt: Die Chemie zwischen der Schweiz und Schweden stimmt, wir haben zahlreiche gemeinsame Interessen auf dem Gebiet der Nanowissenschaften und deren praktischer Anwendung.» Nun müssten Rahmenverträge zwischen beiden Ländern den an der Empa erarbeiteten Projekten «ein gemeinsames Dach verleihen», fasste Schlapbach zum Schluss zusammen.