Empa-Sommercamp 2012

Ferien sind auch zum Lernen da

23.07.2012 | MARTINA PETER
Bereits zum neunten Mal fand diesen Juli an der Empa das Sommercamp statt. Das einwöchige Programm hilft Eltern, Beruf und Familie während der Schulferien besser unter einen Hut zu bringen. Spielerisch konnten die 7–12-Jährigen täglich an einem abwechslungsreichen «Parcours» teilnehmen: Morgens gab es die Welt der Forschung an der Empa und (noch) unbekannte Berufe zu entdecken; nachmittags wurde gespielt. Exkursionen zu anderen Forschungsinstituten und Ausflüge rundeten die Woche ab.
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Das Prinzip einer verstärkten Brücke wird verständlich, wenn man’s selber im Modell ausprobieren darf.


Kinder im Schul- oder Kindergartenalter haben bis zu elf Wochen Ferien – ihre berufstätigen Eltern jedoch viel weniger. Wie lässt sich dieser Engpass überwinden? Nicht überall springen Grosseltern in die Bresche oder sind Ferienangebote für Kinder vorhanden. Doch Konflikte wegen der Schulferien können nicht nur an der «Heimfront» entstehen, auch in Betrieben wird es wegen gleichzeitiger Ferienabwesenheit mehrerer Mitarbeitenden manchmal «eng». Eine mögliche Lösung: Der Arbeitgeber unterstützt seine Angestellten, indem er ihnen eine zeitlich beschränkte Kinderbetreuung anbietet – von der er gleichzeitig auch selber profitiert, Stichwort Nachwuchsförderung.

 
«In Naturwissenschaften und Ingenieurwesen gibt es Nachwuchsprobleme », so die Schirmherrin und Initiantin des Sommercamps, Anne Satir. Deshalb sei es wichtig, Kindern – gerade auch Mädchen – schon früh einen Einblick in bestimmte Tätigkeiten zu vermitteln. «Lokführer und Lehrerinnen sind überall zu sehen», sagt sie. Doch welche Vielfalt von Berufen sich hinter den Mauern von Forschungsinstituten und Technologieunternehmen verbirgt, entgeht häufig auch den Erwachsenen. «Dem wollen wir begegnen, indem wir Kindern schon früh Gelegenheit bieten, sich unsere Arbeitswelt aus der Nähe anzuschauen.»
 
Den Kindern die Arbeitswelt näherbringen
Viele Mitarbeitende engagieren sich schon seit vielen Jahren, um den Kindern ihre «Welt» näher zu bringen. Dazu gehört auch Chemikerin Andrea Fischer, die in der Abteilung «Luftfremdstoffe / Umwelttechnik» arbeitet und auf Aussenluftmessungen und Immissionsmesstechnik spezialisiert ist. «Luft ist nicht nichts» erklärt sie den Kindern und drückt ihnen eine verschlossene Spritze in die Hand. «Versucht einmal zu drücken. Spürt Ihr den Widerstand? Da hat es etwas, auch wenn man nichts sieht.» Munter geht es weiter mit Eis- und Hitzebädern für die PET-Flasche, auf der ein Ballon sitzt. «Seht Ihr, wie der Ballon sich ausdehnt und zusammenschrumpft?» Begeistert dürfen es die Kinder in den weissen Labormänteln selber ausprobieren und sind stolz wie Oskar, wenn es klappt.
 

 
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Wem gelingt es, die Tröpfchen durchs Holzlabyrinth zu lotsen?

 

 
Luftig geht’s weiter, wenn die Kinder von den Spezialisten für ultraleichte Drachen zur Stromerzeugung vom «Center for Synergetic Structures» angeleitet werden, eigene Drachen zu bauen. Fadri schwärmt: «Aneinandergehängt bringen es die Drachen auf eine Flughöhe von 15 Meter!» und schlägt vor: «Könnten wir nicht die Drachen von allen Kindern des Sommercamps aneinanderhängen?» Wie hoch würde dann der oberste fliegen? Ganz nebenbei wird so auch noch tüchtig kopfgerechnet.
 
Dass das Lernen nicht nur in der Schule ein Thema ist, dafür sorgt Bruno Maag in der Bauhalle. Nachdem die Kids eine eigene Holzbrücke zusammengesetzt haben, erfahren sie, wie diese verstärkt werden kann. Das Prinzip dahinter lernen sie verstehen, indem sie ein eigenes Modell aus Karton und Gummibändern kreieren. Damit vor lauter Experimentieren, Ausprobieren und Zuhören das Spielen und die Bewegung nicht zu kurz kommen, dafür sorgt der gute Programmmix der Sommercamp-Leiterin, Margrit Conradin, in dem sich die Lernaktivitäten mit Freizeitaktivitäten wie Ausflüge abwechseln. Zum Beispiel auf dem Ausflug in die Wasseraufbereitungsanlage, organisiert durch die Eawag, das Schwester-Forschungsinstitut der Empa. Das stellt sicher, dass die Kinder nicht überfordert werden. Schliesslich sind Ferien.
 

Auch für andere Betriebe geeignet – 12 Punkte für ein erfolgreiches Sommercamp
Ein derartiges Sommerprogramm in einem Betrieb einzuführen, hält Schirmherrin Anne Satir keineswegs für ein Buch mit sieben Siegeln. Sie empfiehlt künftigen Organisatorinnen und Organisatoren jedoch, einige Punkte zu beachten, um die Feriengestaltung zum Erfolg zu führen:

  1. Spass an Inhalten vermitteln - selber machen lassen!
  2. Frühzeitig ausschreiben
  3. Guten Programm-Mix zusammenstellen
  4. Eine prallgefüllte Woche genügt
  5. Regeln müssen sein
  6. Gesucht: gut vernetzte, einnehmende Persönlichkeit für Organisation
  7. Mitarbeitende zum Mitmachen animieren
  8. Sommercamp-Leitung: pädagogische Erfahrung ist gefragt
  9. Immer benötigt: helfende Köpfe und Hände für das Rahmenprogramm
  10. Kleine und grosse Kinder miteinander
  11. Selbst wenig Raum genügt...
  12. Stellt sich von alleine ein: Positiver Nachhall
 

 
  • Weitere Informationen, wie ein eigenes Sommercamp gestaltet werden könnte finden Sie hier
  • Mehr Infos über die Empa-Sommercamps ab 2004
 

 
 


 

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