Empa-Spin-off entwickelt innovatives Pilz-Produkt

Schädlingspilze umweltschonend in Schach halten

06.04.2017 | MARTINA PETER

Das St.Galler Empa-Biotech-Spin-off MycoSolutions AG hat ein neues Pilz-Produkt entwickelt, das den Boden verbessert und Schädlingspilze auf natürliche Weise in Schach hält. Holzmasten bleiben deutlich länger im Einsatz, was den Betreibern Einsparungen in Millionenhöhe bringt. Für die integrierte Holzschutzmethode liegt nun ein «Proof-of-Concept» vor.

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Ein Trichoderma-Pilz attackiert einen anderen Pilz namens Rhizoctonia, der bei Pflanzen Krankheiten auslösen kann. Quelle: Getty Images.
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Der Empa-Spin-off MycoSolutions hilft Holzmastenbetreibern, die Lebensdauer ihrer Masten dank nachhaltiger und umweltfreundlicher Produkte zu verlängern und dadurch viel Geld zu sparen. Im Bild ein Holzmasten, der von einem kupfertoleranten Pilz befallen war und ihn schlussendlich zerstört hat. Quelle: Empa

In Europa sind rund 30 Mio. Holzmasten bei Telekomunternehmen und Elektrizitätsversorgern im Einsatz. Jedes Jahr müssen Hunderttausende dieser Masten ersetzt werden, weil kupfertolerante, holzzerstörende Pilze auftreten. Dies verursacht Kosten in Millionenhöhe. Das Problem dürfte sich in Zukunft noch weiter verschärfen, da das Kupfer-Fixiermittel Chrom (in bestimmter chemischer Form krebserregend) und das Holzschutzmittel Bor gesetzlich eingeschränkt werden. Zudem läuft die Zulassung für die Schweiz 2019 aus. In Deutschland gelten bereits heute strengere Vorschriften: Da hier weitgehend auf Bor verzichtet wird, gibt es in gewissen Gebieten bereits nach sechs bis acht Jahren Frühausfälle, und die Holzmasten müssen aus Sicherheitsgründen ersetzt werden.

Francis Schwarze, Empa-Forscher und Gründer von MycoSolutions, hat zusammen mit der Swisscom AG im Rahmen eines KTI-Projektes einen Pilz (Trichoderma harzianum) selektiert, der die Boden- und Pflanzenregeneration nach Eingriffen an Holzmasten verbessert. Kupfertolerante Pilze verlieren so ihre Fähigkeit, im Erdreich Oxalsäure zu produzieren und dadurch die kupferimprägnierten Holzmasten zu befallen. Deren Standdauer kann so deutlich verlängert werden. Trichoderma harzianum wird – wie auch die Backhefe – den Klasse-1-Organismen zugeordnet; sie sind für Mensch und Umwelt ungefährlich.

Anfang April haben die Empa-Forscher nun auch eine Publikation in der renommierten Fachzeitschrift «PLOS ONE» veröffentlicht, das den «Proof-of-Concept», also den Nachweis, dass der Ansatz funktioniert, für diese neue Methode des integrierten Holzschutzes liefert. Der Empa-Doktorand und Biotechnologe Javier Ribera konnte zusammen mit Forschenden der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und der Universitat Politècnica de València in in vitro-Versuchen zeigen, dass ausgewählte Trichoderma-Pilze in der Lage sind, die Schäden durch kupfertolerante, holzzerstörende Pilze stark zu reduzieren.

Mit der neuen umweltfreundlichen, integrierten Holzschutzmethode kann zudem die Menge von nicht-abbaubarem, für Bodenlebewesen schädlichem Kupfer, das ins Erdreich ausgewaschen wird, verringert werden. Verfahren, die den Einsatz von Kupfer reduzieren, sind ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsanspruches der Swisscom AG und des Aktionsplans des Schweizer Bundesrates zur Risikoverminderung durch Pestizide.
Mit einer längeren Lebensdauer der Holzmasten führt das neue Pilzprodukt auch zu weniger Störungen und langfristig zu erheblich tieferen Wartungskosten. Zudem ist die Swisscom gewappnet, wenn der Gesetzgeber dereinst die Vorschriften für die Imprägnierung der Holzmasten verschärft. Resultate aus internationalen Feldtests lieferten bereits erfreuliche Resultate. MycoSolutions-CEO Reto Vincenz und sein Team wollen im Rahmen von weiteren Feldtests mit Elektrizitätswerken und anderen Interessierten zusammenarbeiten. Geplant sind dabei auch Versuche mit einer zusätzlichen Beimpfung der Holzmasten.

 

Information

Reto Vincenz
MycoSolutions AG, CEO
Tel. +41 71 244 62 62

Francis Schwarze
Applied Wood Materials
Tel. +41 58 765 7247


Redaktion / Medienkontakt

Martina Peter
Kommunikation
Tel. +41 58 765 49 87
redaktion@empa.ch

 

Hörfunkbeitrag im SRF2 Wissenschaftsmagazin vom 16. September 2017