PhD Symposium 2006 zum ersten Mal an der Empa in St. Gallen

Leidenschaft, Neugierde und Fantasie

31.10.2006 | BEAT ASCHWANDEN

Es ist schon fast zur Tradition geworden, das Empa PhD Symposium, welches im Rahmen der Ausbildung von Doktorierenden an der Empa durchgeführt wird. Auch der diesjährige Anlass vom 19. Oktober bot ein vielseitiges Programm mit Vorträgen aus fünf Forschungsschwerpunkten der Empa, mit mitreissenden Diskussionen, Postersessions und einem Schweizer Nobelpreisträger, dem emeritierten ETH-Professor Richard R. Ernst als Gastredner. Schon allein seinetwegen wird die Veranstaltung vielen in besonderer Erinnerung bleiben. Zum Abschluss des offiziellen Teils des Tages erhielten die AutorInnen der besten Poster und Vorträge eine Auszeichnung, und bereits zum vierten Mal wurde der Empa Research Award verliehen. Eine Doktorandin der Empa berichtet.

/documents/56164/303841/a592-2006-10-31-b1x+stopper+PHD-Symposium.jpg/54d0acdc-43e2-4c65-86c4-de2435a25383?version=1.0&t=1448307328206
 

Legende: Nobelpreisträger Professor Richard Ernst im Gespräch mit Lutz-Christian Gerhardt und Ratnesh Thapliyal (v.l.n.r.), zwei Organisatoren des PhD-Tages.

 

Mit «Science is my passion» hatte das Organisationsteam der diesjährigen Veranstaltung ein Motto gewählt, hinter dem die Doktorierenden voll und ganz stehen konnten. Der Leidenschaft waren zwei weitere Maxime zur Seite gestellt: Curiosity = Neugierde und Imagination = Fantasie; alle drei zusammen sind das A und O eines Forscherlebens. 90 Personen von der Empa und ihrer Schwesterinstitution Eawag sowie auch von der ETH Zürich und Lausanne, den Universitäten Zürich, Basel, Neuenburg und Karlsruhe haben am Empa PhD Symposium in St. Gallen teilgenommen, um mit Gleichgesinnten Erfahrungen auszutauschen, Forschungsresultate zu präsentieren und zu diskutieren, neue Ansichten und Einsichten zu vertreten und den Wissenshorizont zu erweitern.

 
Size: 26 KB
Dem Nobelpreisträger Richard Ernst macht es offensichtlich Freude, am PhD-Tag der Empa von seinem «pathway into science and beyond» zu erzählen.
 

Posterausstellungen und Vorträge aus den Gebieten «Advanced Materials and Surfaces», «Materials and Systems for Protection and Wellbeing of the Human Body», «Civil and Mechanical Engineering» und »Mobility and Environment»wechselten sich ab und wurden vom Willkommensgruss von Louis Schlapbach, CEO der Empa, und seinen Schlussworten abgerundet.

Die treibenden Kräfte in der Forschung

Schon die erste Präsentation zeugte von der «Passion», die den Wissenschaftler, in diesem Fall die Wissenschaftlerin antreibt. Doris M. Spori, die für ihre Masterarbeit anlässlich der 125-Jahr-Feier der Empa mit der Silbermedaille des Mirko-Roš-Award 2005 honoriert worden war, zeigte sich in ihrer Präsentation noch zurückhaltend.

 

Doch in der anschliessenden Diskussionsrunde kam ihre ganze Energie zum Vorschein, und zwar in Form von hochgesteckten Zielen, die uns Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfordern und weitertreiben, uns die nötige Antriebskraft geben. Um das Ziel zu erreichen, sind die drei zuvor genannten Maxime das „Benzin im Motor“. Zum einen die Neugierde, die uns tagelang nach Publikationen und Büchern suchen lässt, welche sich mit der uns interessierenden Fragestellung auseinandersetzen – Was wurde in diesem Gebiet schon herausgefunden? Wo stösst die Wissenschaft an Grenzen?

 
Size: 42 KB
Übergabe der Preise für die besten Vorträge und Poster durch Katinka Ruth, eine der Organisatorinnen des Phd-Tages (2. von links). Die PreisträgerInnen sind von links nach rechts: Enrico Körner, Nadzeya Homazava, Markus Armbruster, Anne-Kathrin Born, Gilles Buchs.
 

Sobald wir unsere Neugierde bis zu einem gewissen Grad gestillt und uns ein Bild über das Wissen gemacht haben, benötigen wir die nächste treibende Kraft, die Fantasie. Diese fordert uns nächtelang, in dem sie sich in unserem Kopf breit macht, uns Wege aufzeigt, wie die erreichte Grenze sich vielleicht weiter in eine bestimmte Richtung hinausschieben lässt, wie neue Wege gefunden werden könnten, um unser Ziel zu erreichen. Und all das würden wir nie tun, wenn uns nicht die Leidenschaft gepackt hätte. Die Leidenschaft, die uns immer wieder neue Wege einschlagen lässt, auch wenn der eben noch verfolgte Weg in eine Sackgasse geführt hatte. Jede/r von uns hat sicherlich schon erlebt, was es heisst, nach einem Rückschlag wieder auf die Füsse zu kommen, weiterzumachen und den Weg zum Ziel konsequent zu verfolgen. Das sind die «ups and downs», die unsere Persönlichkeit und unseren Charakter formen, wie es Louis Schlapbach in seiner Eröffnungsrede ausgedrückt hat.

 

Uns – ich spreche als PhD Studentin – ist bewusst, dass wir am Anfang stehen und uns weiterentwickeln müssen; auch lernen müssen, unseren Weg, den wir mit unserer Arbeit, unserer Forschung, eingeschlagen haben, gegen aussen zu vertreten. Und dafür bietet und bot dieser Event den nötigen Rahmen. Wie Louis Schlapbach ebenfalls treffend in seiner Willkommensrede formuliert hat, ist unsere Arbeit nicht getan mit dem Produzieren von Resultaten, sondern diese müssen erst verstanden und interpretiert werden. Denn nur so entsteht daraus neues Wissen, das Ziel eines jeden Forscherinnenlebens. Dieses Wissen haben wir aber nicht für uns selbst erarbeitet, sondern es will und muss an die Forschungsgemeinde weitergeben werden.

Aus dem Erfahrungsschatz eines Nobelpreisträgers

Der Höhepunkt des Tages war der Nobelpreisträger Richard Ernst, em. Professor an der ETH Zürich. Er hatte mit seiner Arbeit an der Entwicklung der NMR-Spektroskopie neues Wissen geschaffen und wurde dafür im Jahr 1991 mit dem Nobelpreis in Chemie geehrt. In seinem Vortrag „My pathway into science and beyond“ verknüpfte er Persönliches und Wisschenschaftliches gekonnt, versehen mit einem Quäntchen Humor. Er machte uns, den Doktorierenden, von Beginn an Mut: „Jeder von uns ist ein Forscher“, denn jedes Kind habe eine natürliche Neugierde, die – wenn richtig genährt – sich in Leidenschaft verwandelt. Ernst stellte bildlich dar, wie wichtig zwei Standbeine sind: die Berufung und die Leidenschaft. Es brauche zwei, um sicher unseren Weg gehen zu können, nur eines genüge nicht. Aber auch eine dritte Stütze könne nicht schaden, beispielsweise die Musik oder die Kunst wie in seinem Fall. Die Standbeine werden durch Kreativität verbunden; kreativ zu sein heisst, die Neugierde auch auf andere Gebiete auszudehnen, interdisziplinär zu denken, sich zu öffnen und bei allem in erster Linie auch ehrlich zu sich selbst und gegenüber anderen zu bleiben. Ausgiebiger und herzlicher Applaus war der Dank für seine offene Rede, mit der Richerd Ernst uns an seinen Erfahrungen teilhaben liess.

 
Size: 47 KB
Katinka Ruth (links) und Corinne Keiser, Organisatorinnen des diesjährigen PhD-Symposiums.
 

Verliehene Auszeichnungen und Dank

Zum Abschluss des PhD-Symposiums wurden die zwei besten Vorträge sowie die drei besten Poster anhand der Bewertung von Fachleuten und des Publikums ausgezeichnet.

 
Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Markus Armbruster, Anne-Kathrin Born, Gilles Buchs, Nadzeya Homazava und Enrico Körner. Körner und Ruben Mäder sind auch die diesjährigen Gewinner des Empa Research Award für ihre hervorragenden Masterarbeiten.


Autorin:
Astrid Gruskovnjak
Redaktion: Sabine Voser Möbus, Tel. +41 44 823 45 99,