Innovation Day 2014 des Textilverbandes Schweiz

Textil – Basis neuer Wertschöpfungsmöglichkeiten

26.08.2014 | REMIGIUS NIDERÖST
Über 250 Teilnehmende von Hochschulen und Textilunternehmen loteten am 21. August am dies-jährigen Innovation Day des TVS Textilverbandes Schweiz das Potenzial von textilen Innovationen für die Zukunft aus. Der Anlass fand erneut an der Empa in Dübendorf statt.
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Hanspeter Bär, einer der so genannten Innovations-Mentoren der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) stellte den Anwesenden die Möglichkeiten vor, die die KTI den Schweizer KMU zur Verfügung stellt. «Wir sind da, um Ihnen das Leben leichter zu machen», so Bär. Und meinte damit unter anderem die insgesamt 130 Millionen Schweizer Franken jährlich, mit denen die KTI innovative Projekte von Forschungsinstitutionen und Firmen, auch aus der Textilbranche, unterstützt.
 
Ausblick ins Jahr 2025
Einen Blick in die Zukunft wagten Thomas Strobel von der Münchner Firma Fenwis GmbH und Klaus Jansen vom Berliner Forschungskuratorium Textil. Sie sehen gerade im technischen Bereich für Textilien gute Chancen, andere Materialien abzulösen. Dies, weil sie leicht, flexibel, verformbar, leitfähig, funktionalisierbar und vieles mehr sind. Strobel und Jensen erarbeiteten die «Perspektiven 2025», aus denen sie einige Beispiele präsentierten, auf welchen Gebieten Textilien oder faserbasierte Materialien künftig einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten könnten. So etwa als textile Bewehrung von Beton, als Sonnenschutz mit integrierter Energieerzeugung, als vertikale Pflanzenträger oder als sensorintegrierte Bekleidung zur Kommunikation zwischen Autos und Fussgängern.

Die Tradition der Textilindustrie für Innovationen nutzen wollen Andrea Weber Marin von der Hochschule Luzern und der Vertreter der Zürcher Seidenindustrie-Gesellschaft, Alexis Schwarzenbach. Ihr Projekt «Silk Memory» schafft ein digitales Textilarchiv für Studierende, Forschende, Designer und Textilfirmen. Als Basis dienen Archive und frühere Kollektionen vieler Schweizer Textilfirmen, ein reichhaltiger Fundus, den es einerseits zu sichern gilt und der in digitalisierter Form Anregung für künftige Designs geben kann. Vision ist eine nationale Datenbank, die online zur Verfügung steht.

 

 
  Die Partner von Swiss Texnet boten den Teilnehmenden einen Einblick, was sie auf dem Bereich der textilen Forschung und Entwicklung zu bieten haben. (© Swiss Texnet, Fotograf: Gabriele Pecoraino)
 

 
Laserschweissen – von der Entwicklung bis zur Anwendung
Etwas technischer wurde es, als der Empa-Ingenieur Markus Weder das für textile Anwendungen noch relativ neue Laserschweissverfahren vorstellte, das absolut wasser- und luftdichte Nähte ermöglicht. Inzwischen hat Weders Team die Technologie perfektioniert, sie lässt sich heute bereits industriell für die Konfektion von Textilien anwenden. Einige entsprechende Beispiele zeigte Markus Hess von der Firma Unico swiss tex GmbH, die dank dieser Innovation erfolgreich Kühlbekleidung für Patienten und Sportler herstellt, aber auch kühlende Ballistikschutzwesten oder Sensorshirts. Laserschweissen von Textilien setzt allerdings entsprechende Maschinen und Apparate voraus. Den Firmen Schips AG und Leister AG ist es zusammen mit der Empa und der Schweizerischen Textilfachschule gelungen, eine Laserschweissmaschine zu entwickeln, die sich auch für die industrielle Produktion eignet.

Leinenfasern als nachwachsende Ressource empfehlen sich etwa bei Leichtbau-Komposit-Anwendungen, wie Clemens Dransfeld von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) darstellte. Sie könnten etwa die nicht ganz so nachhaltigen Glas- oder Kohlefasern ersetzen. Allerdings sind noch einige Hürden zu nehmen, da ihre schwierige Benetzbarkeit und Verarbeitbarkeit den Einsatz noch einschränkt. Eine Möglichkeit, diese Schwierigkeiten zu überwinden, sehen Dransfeld und Empa-Forscher Dirk Hegemann im Plasmaverfahren. Mit diesem ressourcenschonenden Verfahren könnten die Leinenfasern gezielt modifiziert und funktionalisiert werden, wodurch dann hochfeste, leichte und sogar biokompatible Fasern zur Verstärkung von Kompositematerialien zur Verfügung stünden.
 
Technische Textilien schützen sogar Pfahlbauten
Schliesslich zeigten der Bauingenieur Christian Bommer von der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) und Lorenz Kunz von der Firma Sytec Bausysteme AG, wie sie mit speziellen Geotextilien die seit dem Jahr 2011 zum Uneso-Weltkulturerbe gehörenden Pfahlbauten im Zürichsee bei Rapperswil vor den Widrigkeiten der Natur geschützt haben. Dieses Projekt diente als Beispiel für den Einsatz technischer Textilien im Infrastrukturbau.
 
Wie jedes Jahr blieb in den Pausen beim Rundgang an den Netzwerk-Cornern Zeit für das wichtige Networking. An zahlreichen Ausstellungstischen bekamen die Teilnehmenden einen Einblick, was die Partner des Swiss Texnet auf dem Bereich der textilen Forschung und Entwicklung zu bieten haben.
 
 
 

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