Sicherheit beim Wintersport

Gute Noten für neue Skihelme

07.01.2009 | IVO MARUSCZYK
Die Diskussion um eine Helmpflicht auf den Skipisten ist wieder in vollem Gang. Schutzausrüstung ist in den Sportgeschäften gefragt wie noch nie. Zu Recht, finden Empa-Fachleute: Sie stossen bei Tests im Auftrag von Konsumentenmagazinen immer seltener auf mangelhafte Helme und können enorme Qualitätsverbesserungen in den vergangenen Jahren bestätigen. Skifahrer und Snowboarder sollten neuere Modelle bevorzugen und darauf achten, dass der Helm die Norm erfüllt.
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Der schwere Skiunfall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus hat die Diskussion über eine Helmpflicht auf den Skipisten neu entfacht. Althaus überlebte den Zusammenstoss in einem österreichischen Skigebiet dank seines Helms mit schweren Verletzungen. Die aus der Slowakei stammende Sportlehrerin, mit der er kollidiert war, starb hingegen auf dem Weg ins Spital. Sie hatte keinen Helm getragen.
 
Nun fordern Politiker in den Alpenländern wieder, Helme für alle Skifahrer vorzuschreiben: Der für Sport zuständige Landesrat von Vorarlberg, Siegmund Stemer, prüft eine gesetzliche Helmpflicht. Ähnliche Überlegungen gibt es in den Bundesländern Kärnten, Tirol und Salzburg, also jenen Regionen, in denen die grössten österreichischen Skigebiete liegen. Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler liess sich demonstrativ beim Skifahren mit Sturzhelm fotografieren. Auch in der Schweiz wird lebhaft diskutiert: So fordert SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi einen höheren Selbstbehalt für Skifahrer, die ohne Helm einen Unfall erleiden. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) fordert Wintersportler flächendeckend auf Plakaten auf, ihren Kopf zu schützen.
 
Empa-Experten finden weniger ungenügende Helme
Die bfu zählt an jedem Wintersporttag allein in der Schweiz rund 1000 Verletzte auf den Pisten. In der vergangenen Saison trugen immerhin die Hälfte aller Skifahrer und rund 70 Prozent der Snowboarder einen «Schneesporthelm». Dieser verringert laut bfu das Risiko von Kopfverletzungen um die Hälfte.
 
Allerdings ist Helm nicht gleich Helm. Tests der Empa-Abteilung «Schutz und Physiologie» deckten in den vergangenen Jahren immer wieder grosse Qualitätsunterschiede auf. Fehlerhafte Helme, die den Anforderungen nicht entsprechen, finden sich allerdings immer seltener in den Fachgeschäften. «Die Helme werden ständig weiterentwickelt», sagt Paul Brühwiler, der bei der Empa in St. Gallen unter anderem auch für die Helmtests zuständig ist. «Deswegen raten wir grundsätzlich zu neueren Modellen.» Ein Vergleich der Testreihen über die Jahre bestätigt das.
 
Im Herbst untersuchte die Empa im Auftrag der Verbrauchermagazine «Ktipp» und «Kassensturz» erneut zehn Skihelme. Die genauen Ergebnisse sind in der «Ktipp»-Ausgabe vom 26.11.2008 nachzulesen. Vor zwei Jahren mussten die Empa-Tester noch drei Modelle beanstanden, weil sie Stösse nicht genügend abfingen. In dieser Saison trat dieser Mangel nur noch einmal auf. Und die «Versager» aus dem letzten Test – die Produzenten Alpina und CP – stellen inzwischen die beste Schutzausrüstung her. Allerdings erreichte keiner der Helme die Note «sehr gut».
 
Test-Verlierer kommen aus China
Auffällig war, dass die meisten Helme, nämlich sieben von zehn, «Made in China» waren. Gerade bei diesen Modellen lohnt jedoch ein genauer Blick: Denn sie landeten fast durchwegs auf den hinteren Plätzen im Test. Ein Billighelm erhielt gar das Urteil «ungenügend». Vier chinesische Helme erreichten noch das Urteil «gut». Mit «gut» schnitten auch die Modelle aus deutscher oder italienischer Produktion ab. Allerdings gibt der Preis keinen sicheren Aufschluss auf die Qualität. Nur Billighelme unter 100 Franken schnitten generell schlecht ab.
 
«Beim Kauf eines Helms sollte man darauf achten, dass er das CE-Zeichen trägt und die Norm EN 1077 erfüllt», sagt Brühwiler. Alle wichtigen Informationen – also Grösse, Gewicht und Schutzklasse (A oder B) – sollten leicht zu finden sein. Klasse A bietet mehr Schutz im Ohrenbereich. Ausserdem sind Helme dieser Kategorie schwerer zu durchstossen.
 
Grundsätzlich untersuchen die Empa-Fachleute drei Kriterien des Kopfschutzes. Sensoren in einem Prüfkopf, der samt Helm fallen gelassen wird, messen, wie gut der Helm Stösse dämpft. In einem zweiten Test wird überprüft, ob ein spitzer Gegenstand – etwa ein Skistock oder ein Ast – den Helm durchstossen kann. Ausserdem wird überprüft, ob die Riemen und Verschlüsse den Helm sicher fixieren, oder ob er bei einem Sturz abgestreift werden könnte. Genau an diesem Test scheiterte der in diesem Winter beanstandete Billighelm.
 

 
In einer aktuellen Plakatkampagne werben die bfu und der Versicherungsverband für das Tragen von Helmen beim Wintersport. (Bild: bfu)